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Besuch im Rhein. Industriemuseum Altenberg Oberhausen

Man schaut auf den Eingang des Rheinischen Industriemuseums Altenberg in Oberhausen. Es befindet sich auf dem alten FabrikgeländeEin Beitrag von Christa Ufermann

 

Am 16. Juni 2007 besuchten wir das Industriemuseum in Oberhausen. Geführt wurden wir von Herrn Günter Post. Herr Post konnte über viele Jahre hinweg Erfahrungen im Führen von Blinden- und Sehbehindertengruppen machen, so dass es für uns, genau wie im vergangenen Jahr beim Besuch im Binnenschifffahrtsmuseum, zu einem starken Erlebnis wurde.

 

Das Museum der Schwerindustrie befindet sich in einer alten Zinkfabrik. Wir konnten es uns gut vorstellen wie es damals gewesen sein musste:

Stahl und Eisen, Feuer und Flammen über der Ruhr, Qualm und Koks in der Luft, Schweiß, Tabakrauch und der Schnaps nach der Schicht an der Bude. Schlotbarone und rote Socken, Kanonen im Akkord und geniale Ideen:

Glocken aus Stahl. Nirosta. Nahtlose Radreifen. Mannesmann-Röhren. Die ganze Geschichte des größten Industriegebiets der Welt, sein Beginn, sein Aufstieg, die Blütezeit mit Millionen von Arbeitern, Tausenden von Schloten. Die rote Ruhr. Und das Ende, schleichend erst, dann immer schneller – bis zur Brücke der Solidarität und den stürzenden Hochöfen. Die dramatische Geschichte der Schwerindustrie an der Ruhr.

 

Hier wird sie erzählt zum Anfassen und Erleben: in der alten Zinkfabrik Altenberg, direkt am Oberhausener Bahnhof. 

 

Die alten Backsteinhallen der Zinkfabrik riechen noch heute nach Rauch, Schweiß, harter Arbeit – eine ideale Umgebung für die Präsentation einer Epoche, die wie keine andere das Gesicht des Ruhrgebiets und seiner Geschichte geprägt hat.

 

Um die Importzölle zu umgehen, beschloss die belgische Firma Vieille Montagne gleich in Preußen zu produzieren. Die günstige Verkehrslage und die nahe gelegenen Kohlenzechen und Hüttenwerke gaben den Ausschlag für einen Standort am Oberhausener Bahnhof, wo 1854/55 die Zinkfabrik Altenberg gegründet wurde. Die Fabrik wurde 1981 geschlossen, drei Jahre später übernahm der Landschaftsverband Rheinland die Werksgebäude und richtete hier die Zentrale des Rheinischen Industriemuseums ein. Die ehemalige Direktorenvilla beherbergt neben der Verwaltung die Bibliothek und das Dokumentationszentrum des Museums. In der früheren Walzhalle wurde im August 1997 das Museum der Schwerindustrie eröffnet. Wo früher Zinkbleche hergestellt wurden, können die Museumsbesucher/innen heute eine Zeitreise durch die facettenreiche Geschichte der Schwerindustrie unternehmen, von den Anfängen im 19. Jahrhundert bis zu Stahlkrise und Strukturwandel der Gegenwart. Die Ausstellung vermittelt Einblicke in die Entwicklung dieser einstigen Leitindustrie des industriellen Fortschritts. Dabei präsentiert es nicht die Geschichte einzelner Unternehmen. Es öffnet den Blick für übergreifende Fragen aus Wirtschaft, Gesellschaft und Technik, die mit der "schweren Industrie" verbunden sind.

 

Im Eingangsbereich ist dargestellt, wie Zink gewonnen und verarbeitet wurde und welche Gesundheitsbelastungen und Umweltschäden die Zinkproduktion mit sich brachte. In den acht anschließenden, chronologisch geordneten Ausstellungseinheiten zur Geschichte der Eisen- und Stahlindustrie im Ruhrgebiet veranschaulichen Arbeitsmaschinen, Kokillen, Walzen und ein knapp zehn Meter hoher und 53 Tonnen schwerer Dampfhammer die Arbeitsprozesse. Eines der größten Exponate ist die Güterzug-Dampflokomotive 50 2429, die von der Lokfabrik Krupp im Jahre 1942 erbaut wurde.

 

Nebenan in der ehemaligen Elektrozentrale erzählt die Dauerausstellung "Stadt.Werk" die Entwicklung des Versorgungssektors am Beispiel der Stadt Oberhausen.

 

Wohl niemand von uns hatte je schon einen Hochofen gesehen. Es war sicher nicht der größte seiner Art, aber er war sehr beeindruckend. Das Innere des Hochofens wurde entfernt, so dass es möglich war, diesen zu begehen. Es war schon ein seltsames Gefühl, das da aufkam.

 

Auf dem Rundgang durch die Ausstellung erlebten wir nicht nur riesige Aggregate, mit denen Stahl und Eisen geschmiedet und bearbeitet wurden, Werkzeugmaschinen in Aktion oder eine Prüfmaschine, die geräuschvoll Stahl zerreißt – ganz nebenbei erfuhren wir auch eine Menge über die Macht der Industriebarone, das Leben der Arbeiter, über erbitterte Arbeitskämpfe und eine Region, die sich in wenigen Jahrzehnten vom Ackerland ins größte Industriezentrum der Welt verwandelte.

 

Wir konnten die Geschicklichkeit und Kraft mit den gleichen Aufgaben testen, die Lehrlinge bei der Aufnahmeprüfung in der Gutehoffnungshütte erfüllen mussten.

Zahlreiche Videos und Multimediadisplays unterstützen die Präsentation und lassen die Geschichte der Schwerindustrie zusätzlich lebendig werden.

 

Wenn man dann die Zinkfabrik Altenberg verlässt, am Pförtnerhaus vorbei, genau wie ein Arbeiter nach der Schicht, kann man eine Menge Eindrücke mitnehmen und viele Geschichten. Und, auch wenn wir hier leben, werden wir das Revier nun mit anderen Augen sehen.

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