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Eine sinn-volle Arbeit

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Christa Ufermann in Ihrem Büro am PC ohne Bildschirm.Eine sinn-volle Arbeit
Seit 20 Jahren leitet Christa Ufermann den Blinden– und Sehbehindertenverein. Leidensgenossen finden bei ihr Rat.

Christa Ufermann hat einen tierischen Kollegen, der sie auch nach Feierabend begleitet. Die Bürokauffrau, die seit 44 Jahren Schreibdienste und Sekretariatsaufgaben

für die Stadtverwaltung erledigt, ist blind. Und Schäferhund Theo, der es sich während ihrer Arbeitszeit im Rathausraum 397a in einem großen Korb gemütlich

macht und an seinem Plastik-Hotdog knabbert, ist, wie Christa Ufermann sagt, „mein Freund.”

Auf Theo kann sie sich nicht nur dann verlassen, wenn sie in der Stadt unterwegs ist. Aufgrund der aktuellen Baustellen empfindet Ufermann die Innenstadt

derzeit als „ausgesprochen schwierig” und hofft, „dass es bald wieder überschaubarer wird.” Die Verkehrssituation in der Innenstadt trieb Ufermann auch

schon vor 20 Jahren um, als sie den Vorsitz des 1921 gegründeten und damals 49 Mitglieder zählenden Blinden- und Sehbehindertenverein (BSV) übernahm und

zusammen mit dem damaligen Behindertenkoordinator der Stadt, Hermann Hofmann, die Einrichtung von Akustikampeln in Angriff nahm. Es folgten Noppen und

Rillen auf dem Gehweg. Die erleichtern Blinden und Sehbehinderten die sichere Teilnahme am Straßenverkehr, wenn sie nicht durch achtlose Autofahrer zugeparkt

werden.

Nicht nur von diesen Hilfsmitteln könnte die Stadt aus ihrer Sicht noch etwas mehr vertragen. Auch sprechende Aufzüge, die ihren Fahrgästen die Etage ansagen,

erhabene Informationsschilder, deren Schrift sich ertasten lässt, oder akustische Anzeigetafeln an Haltestellen sind für sie unerlässliche Voraussetzungen

für eine barrierefreie Stadt.

Wenn man Christa Ufermann fragt, was sich in den 20 Jahren verändert habe, in denen sie den heute 69 Mitglieder zählenden Verein führt, zeigt sie auf ihren

Computer. Der verfügt nicht nur über eine Braille-Zeile mit Blindenschrift, sondern auch über eine Sprachsoftware. Ihren PC-Bildschirm kann sie getrost beiseite

stehen lassen, denn ihre Computersoftware sagt ihr jedes Wort an, das sie schreibt oder als Datei und Internetseite aufruft. Christa Ufermann in Ihrem Büro am PC ohne Bildschirm. Diese Software kann ihr auch

die gedruckten Texte vorlesen, die sie einscannt. „Die Welt sieht heute ganz anders aus. Auch als Blinder kann man sich heute viel leichter Informationen

erschließen”, lobt sie die technische Revolution des Multimediazeitalters. Auch CDs, auf denen der BSV seine seit Januar existierende Monatshörzeitschrift

BLIZ Aktuell an Mitglieder verschickt oder auf denen die Westdeutsche Blindenhörbücherei in Münster 23 000 Buch- und Zeitschriftentitel bereithält, zählt

sie zu den segensreichen Innovationen. „Wir hatten bis jetzt immerhin schon 5500 Besucher”, berichtet Ufermann nicht ohne Stolz über den Erfolg der im

letzten Jahr eingerichteten Internetseite des Vereins. Allerdings ist sie schon etwas enttäuscht, „dass die Meisten zwar gerne Informationen abrufen, aber

sich nur ungern vereinsmäßig binden.” Dabei bräuchte der BSV dringend Nachwuchs. Denn das Durchschnittsalter der Mitglieder liegt bei 70 Jahren. Potenzial

gäbe es, denn die Zahl der blinden Menschen in Mülheim schätzt sie auf 500 bis 600. Und noch erheblich größer sei der Kreis der Sehbehinderten.

Bei ihren Beratungsgesprächen, für die sie und ihre Vorstandskollegen sich regelmäßig beim westfälischen Blindenverband schulen lassen, ist Ufermann immer

wieder erstaunt, wie wenig Betroffene wissen, dass es in Mülheim einen Blinden- und Sehbehindertenverein gibt, welche Hilfsmittel man nutzen kann und

wie sich ihre Anschaffung durch Fördergelder von der Agentur für Arbeit, der Hauptfürsorgestelle oder der Rententräger finanzieren lässt.


Infokasten: DER VEREIN


Die Mitglieder des Blinden- und Sehbehindertenvereins treffen sich jeweils am letzten Mittwoch des Monats um 17 Uhr zu einem gemütlichen Beisammensein mit

Gedankenaustausch im Hotel Handelshof an der Friedrichstraße. Auch interessierte Nicht-Mitglieder sind willkommen. Außerdem gibt die Vereinsvorsitzende

Christa Ufermann Betroffenen kompetenten Rat in sozialen und rechtlichen Fragen oder bei der Nutzung von Hilfsmitteln. Telefonisch ist sie erreichbar unter

4 55-35 65 oder ab 19 Uhr unter 43 25 18. Der BSV organisiert mit Unterstützung ehrenamtlicher Helfer regelmäßig Ausflüge und einmal im Jahr eine Ferienfreizeit.

Am 11. Oktober wird der Verein in Zusammenarbeit mit einer Fachfirma in der Volkshochschule elektronische Informations- und Leitsysteme für Blinde und

Sehbehinderte vorstellen.

Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.bsv-muelheim.de (T.E.)


 


 

NRZ-Artikel erschienen am 20.März 2008 geschrieben von Thomas Emons.
Bild: Monika Kirsch
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