Erlebnis: Hörfilm im Cinemaxx Essen
Am 10.01.2008 startete der englische Dokumentarfilm „Blindsight" von Lucy Walker in den deutschen Kinos.
Der Film begleitet sechs blinde tibetanische Teenager bei der Besteigung des größten Bergmassivs der Welt, des Himalaja. „Blindsight" wird auch in einer Hörfilmfassung angeboten.
Diese Information erhielten wir von unserem Landesverband. Anhängig war auch eine Liste der Kinos, in welchen der Film laufen sollte. Nur war leider nichts in unserer Nähe dabei.
So beschloss der Vorstand, in dieser Angelegenheit tätig zu werden und den Film in das Cinemaxx nach Essen zu holen.
Ich setzte mich also mit der „Deutsche Hörfilm gemeinnützige GmbH" in Verbindung und erhielt Auskünfte über Kontaktpersonen für die Cinemaxx-Kinos.
Dort rief ich nun an, und wir vereinbarten, wann der Film gezeigt werden sollte.
Jetzt ging es an die Verbreitung dieser Information, wobei ich die Landesverbände Nordrhein und Westfalen um Unterstützung gebeten habe.
Am 06.02.2008, 17:00 Uhr war es dann so weit. Nach einer Pressemitteilung wurden 200 Kinobesucher, teilweise in Begleitung ihres Blindenführhundes, gezählt. An dieser Stelle gilt unser besonderer Dank dem Leiter des Cinemaxx-Kinos in Essen, der uns mit großem Verständnis entgegen kam und uns sogar signalisiert hat, dass eine solche Aktion durchaus wiederholt werden könnte, und dass auch unsere Hunde überhaupt kein Problem darstellen.
Für viele von uns war es der erste Audiodeskriptionsfilm (akustische Bildbeschreibung). Der Film war auf diese Weise für jeden Sehbehinderten sehr gut nachvollziehbar. Das war aus den angeregten Diskussionen zu entnehmen, die im Foyer zu hören waren. Mit großer Begeisterung wurden z.B. die Landschaftsbeschreibungen und die Wetterverhältnisse sowie Sonnenaufgänge diskutiert. Die Meisten von uns waren nicht immer blind und konnten demzufolge mit dieser Beschreibung auch etwas anfangen.
Nun etwas zum Inhalt des Films:
Die blinde Deutsche Sabriye Tenberken ist Gründerin der tibetanischen Schule für Blinde „Braille without borders" in Lhasa. Als sie ihren Schülern von dem amerikanischen Bergsteiger Erik Weihenmayer erzählt, dem in 2001 als erstem Blinden die Bezwingung des Mount Everest gelang, brechen die Kinder begeistert in Jubel aus.
Dass so etwas auch Blinden möglich ist, hätten sie sich nicht träumen lassen. Viele von ihnen hatten sich lange kaum auf die Straße gewagt, wurden sogar von der eigenen Familie versteckt und gemieden, denn in Tibet besteht der weit verbreitete Aberglaube, Blinde seien von Dämonen besessen oder ihre Blindheit sei die Strafe für eine schreckliche Tat in einem früheren Leben.
Sabriye Tenberken die in Bonn Tibetologie studiert hat und an der Entwicklung einer Blindenschrift für die tibetanische Sprache grundlegend beteiligt war, sucht den Kontakt zu dem Extremsportler, und erzählt ihm von der Begeisterung der Kinder. Daraufhin planen die beiden das waghalsige Unternehmen: Die Besteigung des 8.000 Meter hohen Lhakpa Rhi, eines Nebengipfels an der Nordseite des Mount Everest.
Nach einer Vorbereitungsphase machen sich die Schüler auf den Weg und kommen dabei an körperliche und emotionale Grenzen. Das Vortasten auf äußerst schmalem Grat, die Bewältigung unbefestigter Pfade, links und rechts einen gefährlichen Abgrund neben sich, sowie eine erbarmungslose Kälte von bis zu minus 25° bedeuten eine extreme Herausforderung. Die Grenzerfahrung wird ihr Leben verändern.
Neben der Dokumentation ihrer abenteuerlichen Bergbesteigung sind die bewegenden Lebensgeschichten der Schülerinnen und Schüler parallel zur Handlung montiert.
Blindsight gewann in 2007 den Publikumspreis der Berlinale in der Sektion Panorama und den Publikumspreis für den besten Dokumentarfilm auf dem Palm Springs Film Festival. In 2006 wurde er für den British Independent Film Award nominiert und gewann den Publikumspreis des AFI Filmfestivals in Los Angeles.
Bereits einen Tag nach Ausstrahlung des Films riefen Verschiedene Lokalsender bei mir an und fragten, ob es bald eine Wiederholung oder auch einen anderen Film mit audiodeskription geben wird. Na, man wird sehen. Ganz sicher war dies nicht das letzte Mal.
Christa Ufermann