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Presseartikel von Thomas emons

 

Ein Mann im Ohr hilft Blinden und Sehbehinderten am Geldautomaten. Aber ein Restrisiko von Datendiebstahl bleibt.

 

Thomas Emons

 

 

„Das ist für mich ein Stück Freiheit und Selbstständigkeit", freut sich Maria St. Mont und steckt ihr Kopfhörerkabel in den Geldautomaten der Bank ihres Vertrauens. Eine sonorige Herrenstimme sagt ihr, wo es lang geht, wo sie ihre Karte einführen und ihre PIN-Nummer eingeben muss. Natürlich fragt sie der kleine Mann im Ohr auch nach der gewünschten Summe und sagt ihr, wo und wie sie den Auszahlungsvorgang bestätigen oder abbrechen kann. Allerdings muss sich die Kundin beeilen. Denn nach 30 Sekunden wird der Eingabevorgang aus Sicherheitsgründen abgebrochen. Sollte sie dann ihre Karte nicht aus dem Schlitz des Geldautomaten entnehmen, sondern sie vergessen, wird diese ebenfalls aus Sicherheitsgründen eingezogen. Doch das ist der hochgradig sehbehinderten Mülheimerin bisher noch nicht passiert.

Ungern erinnert sich die stellvertretende Vorsitzende des Blinden- und Sehbehinderten Vereins (BSV) an jenen Tag im Februar, als ihr Geldautomat in der Deutschen Bank an der Wallstraße noch nicht sprechen konnte, dafür aber die ursprünglich erhabenen Druckknöpfe, die sie bis dahin auf seinem Monitor hatte ertasten können, durch einen völlig flachen Touchscreen ersetzt worden waren. „Da hatte ich so einen Hals", erinnert sich St. Mont. Die Bankschalter waren bereits geschlossen und sie brauchte dringend Bargeld. Da musste sie auf die Hilfe einer zum Glück ehrlichen Bankkundin zurückgreifen.

Nicht nur bei der Deutschen Bank, sondern auch in der Sparkasse an der Saarner Kuppe hat sie bereits mit Hilfe ihres MP3-Kopfhörers einen sprechenden Geldautomaten nutzen können. Jetzt würde sie sich solch einen Apparat, der für barrierefreie Bankgeschäfte sorgt, auch in der Sparkassen-Hauptstelle am Berliner Platz wünschen. „Das ist bereits angedacht", bestätigt Sparkassen-Sprecher Frank Hötzel, kann aber noch keinen genauen Zeitpunkt für die entsprechende Umrüstung nennen. Er verweist aber darauf, dass auch die Sparkasse im Rhein-Ruhr-Zentrum über einen sprechenden Geldautomaten verfügt und die Tastaturen der Geldautomaten in der Hauptstelle wie fast alle der stadtweit 50 Sparkassen-Automaten auch mit einer Blindenschrift ausgestattet sind. „Aber das hilft natürlich nicht denen, die erst spät erblindet sind und diese Schrift nicht gelernt haben". weiß St. Mont.

Leider sind nicht alle Menschen so ehrlich, wie die Bankkundin, die der stellvertretenden BSV-Vorsitzenden im Februar am Bankautomaten zu ihrem Geld verhalf. Polizei-Sprecher Thomas Hemmelmann weiß von drei versuchten und einem erfolgreichen sogenannten Skimming-Angriff zu berichten, die sich 2009 in Mülheim ereigneten. Bei dem erfolgreichen Angriff wurden nach von der Polizei nicht bestätigten Angeben in Saarn insgesamt 80?000 Euro erbeutet. In diesem Jahr wurden bisher noch keine erfolgreichen Manipulationen an Mülheimer Geldautomaten aktenkundig, die nach Polizeierkenntnissen vor allem auf das Konto von bandenmäßig organisierten Kriminellen aus Südosteuropa gehen.

Wurden die sensiblen Kartendaten früher vor allem mit kleinen Kameras ausspioniert, die in unauffälligen Vorsätzen am Karteneingabeschlitz des Geldautomaten montiert worden waren, so wird heute beim Klau der sensiblen Kartendaten mit Funksignalen, dem sogenannten Skimming, und mit manipulierten Tastenfeldern gearbeitet.

 

 

 

 

Frau St. Mont vor dem Geldautomaten der Deutschen Bank

 

Foto: Thomas Emons

 

Die Polizei rät zur Vorsicht

 

 

 

 

 

Während die Deutsche Bank grundsätzlich keine Angaben zur Sicherung ihrer Geldautomaten macht, bestätigt Sparkassensprecher Frank Hötzel, dass sein Arbeitgeber die rund 15?000 Euro kostenden Geldautomaten mit Hilfe von Videoüberwachung und dem Einbau von sogenannten Antiskimminggeräten gegen Manipulationen zu schützen versucht. Diese Geräte funktionieren wie Störsender und machen so die Ausspähung der Kartendaten via Funk unmöglich. Laut Hötzel ist aber bisher noch kein Geldautomat der Sparkasse von einem Skimming-Angriff betroffen gewesen.

2009 registrierte die Sparkasse an ihren Automaten rund 3,5 Millionen Zahlungsvorgänge. Tendenz steigend. Die Polizei rät Bankkunden aber zu einer erhöhten Aufmerksamkeit. Wer eine manipulierte Tastatur oder einen anmontierten Vorsatz vor dem Karteneingabeschlitz entdeckt, sollte sie dies unter der Notrufnummer ~110 sofort der Polizei melden, da Skimming-Angreifer in der Regel unweit des Tatortes in einem Auto sitzen, um dort die Geldautomaten via Funksignal auszuspähen. Weitere Informationen zum Thema gibt es auch im Internet unter www.kartensicherheit.de T.E.

DATENDIEBSTAHL

 

 

 

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